See und Meer

Heute treffen wir erstmals auf einen Färöer, der über die Lachsfarmen schimpft. Er beklagt sich über die Wasserverschmutzung durch die eingesetzten Pestizide (vor allem gegen die Lachslaus), dort wo die Lachsfarmen sind, sei alles tot und sowieso findet er Lachs nicht schmackhaft, aber es drehe sich eben alles um Money, Money, Money. So auch hier. Wir treffen auf diesen jungen Typen bei der Eingangspforte zur Wanderung zum Wasserfall Bøsdalafossur. Seit April dieses Jahres wird verpflichtend Eintritt verlangt (ca. 30 CHF/Person). Auch hier führt der Wanderweg über privates Gelände (über 80% des Landes soll in Privatbesitz sein) und wie ich online ausfindig mache, hat sich aufgrund des grossen Besucheransturms nicht nur der Zustand des Landes verschlechtert, sondern auch die Zahl der Heidevögel abgenommen wie auch aufgrund des Stresses das Gewicht der Lämmer. Dafür wird nun ein Pfad angelegt, es gibt ein Toilettenhäuschen, Kaffee und Tee sowie einen Kiosk. Markierte Wege sind ab einer gewissen Menschenmenge – und die ist an den touristischen Hotspots auf den Färöern zweifelsohne erreicht – eine notwendige Infrastruktur. Trampelpfade reichen irgendwann nicht mehr aus, sonst trampeln die Besucher eben überall rum. Eine Gebühr für den Unterhalt zu verlangen, finde ich legitim. Wie hoch dieser Betrag sein soll, wer dafür zuständig ist und wie das kommuniziert sind, das sind, wie mir scheint, noch offene Fragen. Beim Gehen ist ein Jugendlicher für die Kontrolle verantwortlich, der macht das lascher als der andere Typ zuvor und so huschen einige Touris ohne was zu bezahlen durch. Es hat zwar eine Tafel mit dem Verlauf des Weges, es fehlt aber der Hinweis, dass für diese Wanderung bezahlt werden muss. Auch auf der offiziellen Tourismuswebseite und im Wanderheft von «Visit Faroe» habe ich auf die Schnelle nichts gefunden. Der Typ bei der Kasse wies uns darauf hin, dass wir den Weg – der noch nicht ganz fertig gestellt ist – nicht verlassen dürfen und nicht zu nah an die Klippen ran sollen. Das macht gerade im Weidebereich bei der teils exponierten Lage und der Windböen Sinn. Allerdings ignorieren viele den Teil mit den Klippen. Denn erst dort vorne hat man diesen spektakulären Blick. Auf der gegenüberliegenden Seite des Einschnitts ist eine riesiger – wohl recht rezenter – Abbruch zu erkennen. Ganz so stabil scheint das hier nicht zu sein. In Ferner Zukunft wird wohl auch der grösste See auf den Färöern ein Fjord werden.

 

Schon auf dem Weg zum Aussichtspunkt kommen uns mehrere Touristen aus Fernost entgegen. So treffen wir auf eine Gruppe junger Frauen aus Taiwan. Bei unserer ersten Unterkunft hatten zwei Männer aus Malaysia auf ihrer Tour durch Nordeuropa Halt gemacht. Wir überschlagen, was die heutigen Einnahmen für diesen Wanderweg sind und kommen auf etwa 3000 CHF an einem Samstag zu Beginn der Hochsaison mit recht guter Sicht. So was wie Kurtaxen gibt es nicht und einheitliche Regelungen offensichtlich auch noch nicht – es braucht wohl beides, sobald die kritische Masse überschritten ist.