Heute packen wir Wanderschuhe sowie Stöcke ein, denn wir wollen den Villingadalsfjall erklimmen, schliesslich ist für Nachmittag und Abend die Wettervorhersage so gut wie noch nie. Der Berg ist zwar nur 841 m hoch, gilt aber als schwierig, weiter noch zum Kap Enniberg haben wir nicht vor. Das ist uns zu exponiert und soll nur mit Führer bestiegen werden. Wenig überraschend, aber es gibt auch Leute, die sind die Wand hochgekraxelt. Enniberg gilt als das höchste senkrecht abfallende Kliff Europas. Dafür müssen wir aber erst mal durch zwei einspurige Tunnel. Das geht sehr gut, da es Samstag morgens wenig Verkehr hat. Auf der anderen Seite der Insel Borðoy ist die Sonne auch noch nicht aufgetaucht, weshalb wir erst einmal nach Múli fahren, bevor wir den Damm zur östlicheren Insel Viðoy überqueren. In Muli hat es wieder so Holzgestänge zum Aufhängen von irgendwas. Wie wir später rausfinden, dienen diese Konstruktionen zum Trocknen von Gras. Die beiden Deutschen Bikepacker haben was von einem sehr netten Kaffee im Dorf nach den Tunnels erzählt, das nur mit einem Schild «open» zu erkennen ist. Leider finden wir dieses nicht entlang der Hauptstrasse, aber auf der Touristentafel im Dorf (hat es fast überall) lese ich, dass es einen Supermarkt gibt. Wir hoffen dort auf ein warmes Getränk, das wir aus einer Jura-Kaffeemaschine auch bekommen! Da es immer noch grau ist und kaum Verkehr hat, beschliessen wir, eine Rundtour zu machen und durchqueren den nächsten Tunnel. Dieser ist zweispurig und beleuchtet und es gibt keine nervigen Seitenwinde. Tunnelfahren ist toll! Der Viðareiðistunnilin ist von 2016 und soll wohl vor allem die Lawinengefahr im Winter mildern, damit erschlossen wird aber nur das Dorf Viðareiði mit rund 350 Einwohnern. Auf der anderen Seite sehen wir auf die östlichste Insel der Färöer: Fugloy. Das Wetter bessert, aber der Villingadalsfjall bleibt im Nebel. Da macht eine Besteigung keinen Sinn, zumal die hiesigen Wanderwege auch nicht so ganz mit den schweizerischen zu vergleichen sind. Stattdessen bestaunen wir die Wellen und das Meer – auch schön! Zurück im Dorf Hvannasund machen wir noch einen Schlenker in Richtung Hafen und entdecken endlich das Bijoux mit dem «open» Schild draussen vor der Tür: Das Kaffee im alten Schulhaus. Liebevoll eingerichtet mit hausgemachtem Rhabarberkuchen mit Sauerrahm und einer heissen Schoggi mit Schlagrahm und Marshmellow. Mmmh! Wir haben zwar bereits fast 1000 Höhenmeter in den Beinen, machen aber auf dem Heimweg noch einen Abstecher zur Insel Kunoy, das mit seinem über 3 km langen Tunnel lockt. Dieser ist unbeleuchtet, dafür aber breit. Von den insgesamt zehn färöischen Bergen über 800 Meter liegen sechs davon aufgereiht wie auf einer Perlenschnur auf Kunoy. Leider sehen wir aufgrund des grauen Deckels 300-500 m über uns die Gipfel nicht, aber es hellt dennoch etwas auf und ist nicht mehr statisch grau. Da es schon acht ist und die Küche unseres airbnbs für Gäste nur bis 18 Uhr nutzbar ist, gehen wir in ein Restaurant. Die Wahl fällt auf den anderen Pizza-Imbiss, da sonst nur noch Steakhouse und Grill-Imbiss zur Verfügung stehen. Wie schon vorgestern ist auch dieses Mal nicht das auf der Pizza drauf, was wir bestellen. Egal, so hungrig wie wir sind, verputzen wir diese rasch.