Heute wird gewettet! Christoph nimmt uns mit zur Pferderennbahn. Das Rennen findet zwar auf der anderen Seite Tokios statt, dennoch hat es überraschend viel Publikum. Dieses ist primär männlich und meist älteren Jahrgangs. Ich setze im vierten Rennen den Mindesteinsatz von 100 Yen (knapp einen Franken) auf das Pferd mit der Nummer Neun. Der Start ist nicht so toll, aber dann gibt das Pferd Gas und liegt nach knapp 1000 Metern an der Spitze. Die 400 Yen Gewinn sind greifbar. Aber dann wird mein Rössli leider überholt. Philipp setzt beim achten Rennen, das erst nachmittags stattfinden wird auf die Nummer vier. Da in jenem Rennen die Nummer Neun Seraphin heisst, mache ich nochmals einen Versuch. Allerdings vergeblich. Meine Neun wird zweitletzter, auch die Vier geht leer aus. Anschliessend spazieren wir zum nahe gelegenen Schrein und trinken sehr guten Kaffee gleich nebenan. Danach geht es heimwärts, Fotos bearbeiten, Mails beantworten, Tagebuch schreiben. Zum Dessert hat Miho Baumkuchen besorgt. Der Name erklärt sich durch das Aussehen von selbst. Wieso dieses süsse Gebäck einen deutschen Namen trägt, jedoch nicht. Viele Bäckereien haben Produkte, die französisch oder deutsch anmuten im Angebot. Sie verkaufen auch Brote (meist Toastbrot oder Baguette), allerdings sind diese für das Sortiment nicht ansatzweise repräsentativ. Es gibt primär Desserts – Gebäck in vielen Formen und Geschmacksrichtungen. Das meiste ist gefüllt mit irgendwas: Käse, Vanillecreme oder mit dem süssen Bohnenmus. Letzteres entspricht nicht so ganz meinen Vorlieben. Die Bäckerei gleich nebenan hat seit kurzem eine besondere Zahlmethode. Wie üblich nimmt man sich sein Gebäck mit einer Zange selbst und legt es auf sein Tablett. Hier ist dieses jedoch lichtdurchlässig und wird beim Bezahlen gescannt. Der Rechner erkennt wohl die Form und berechnet Stückzahl und Preis. Dann wird jedes Gebäck einzeln in eine Plastiktüte verpackt (sie mögen Plastiktüten in diesem Land – da ist schon fast wie im Orient) und überprüft, ob die Maschine alles richtiggemacht hat. Bares wird in den Automaten eingeworfen (die Maschine kann nur Cash verarbeiten), abschliessend spuckt die Maschine das Rückgeld aus und die Leckereien werden in einem goldenen Säckchen und einer Verbeugung überreicht – im Gegensatz zum Orient sind die Säcke hier einfach noch hübsch und zieren nicht überall die Landschaft, da man seinen Abfall wohl brav daheim oder am Bahnhof entsorgt. Es gibt in diesem Land nämlich KEINE öffentlichen Abfalleimer! Einmal haben wir unseren Abfall, den wir schon den ganzen Morgen in der Tasche rumgetragen haben in einen Starbucks-Becher gesteckt und bei Starbucks im Eimer wo es «Starbucks only» drauf hiess, entsorgt.