30'000 Kirschbäume

Heute fahren wir in die Berge, um 30'000 Kirschbäume mit wahrscheinlich 30'000 anderen Menschen zu bestaunen. Der Mount Yoshino ist seit dem 8. Jh. für seine Kirschbäume bekannt. Wie wir vor Ort feststellen dürfen, werden inzwischen systematisch grosse Waldflächen gerodet, um neue Kirschbäume anzupflanzen. Der Anblick der kahlen, braunen Hänge mit den übrig gebliebenen Baumstümpfen ist befremdlich. In der Hoffnung vor dem grossen Ansturm vor Ort sein zu können, besteigen wir bereits um sieben Uhr morgens den Zug in Ōsaka. Die Bahnstation von Yoshino liegt auf rund 350 m ü. M. Der höchste Punkt, den wir heute erreichen wollen ist rund 500 Höhenmeter höher. Somit wirbeln in den tieferen Höhenlagen Kirschblütenblätter herum wie Schnee, während oben noch nicht alle Bäume in voller Blüte stehen.

Bereits im Zug werden wir informiert, dass die Gondelbahn, mit welcher man die ersten knapp 100 Höhenmeter bezwingen kann, nicht in Betrieb ist. Es gibt stattdessen aber einen Bus. Die langen Schlangen vor der Busstation bekräftigen unsere Hoffnung, dass die meisten lieber mit dem Bus fahren, als zu Fuss in die Höhe zu gelangen. So kommen wir rasch voran und erreichen die erste Höhenstufe, wo sich Touristenshop an Touristenshop reiht. Es sind noch nicht alle für Kundschaft bereit. Entlang der Strasse reihen sich auch zahlreiche Schreine und einige Tempelanlagen. All dies ist von einer rosa-weissen Blütenpracht umhüllt. Beim grossen Tempel Kimpunsen-ji machen wir einen kurzen Fotostop, gehen aber kurzum weiter. Wir wollen in die Höhe. Die Strasse wird schmaler, es muss auf einen Minibus umgestiegen werden. Auch hier sind die Warteschlangen schon lang. Wir spazieren weiter bergauf, müssen aber ständig entgegenkommenden Autos Platz machen. Davon haben wir gelesen: das nervigste sind die Autos. Weiter oben gelangen wir zu den bekannten Aussichtspunkten, wo man fast die ganze Krete mit den Tempeln, Häusern und Kirschbäumen überblicken kann. Die Endstation des Minibusses liegt beim obersten Tempel. Danach hat es nur noch wenige Leute und endlich auch keine Autos mehr. Nun sind fast nur noch die top ausgerüsteten mit Wanderschuhen, Stöcken, Bärenglöckchen und Gamaschen unterwegs. Wir fallen mit unseren Turnschuhen etwas aus dem Rahmen, umrunden den Berg auf gut ausgebauten Wegen und steigen auf den höchsten Punkt. Von hier aus führt der Wanderweg auf 25 km bis zum Berg Sanjōga-take und in den Südosten zu weiteren UNESCO-Tempeln. Vielerorts ist der Wald uniform. Japanische Zypressen stehen dicht beieinander und lassen nur wenig Licht bis auf den Boden dringen. Fast alle Bäume sind gleich hoch und gleich dick. Kurz nach Mittag machen wir uns auf den Rückweg. Inzwischen sind die Massen im Aufstieg und viele PWs auf dem Rückweg. Ständig müssen wir Autos ausweichen, je weiter wir nach unten kommen, desto mehr Leute hat es. Wir sind froh, früh angekommen zu sein und nicht mit dem Pulk nach oben watscheln zu müssen. Mit dem Zug geht es in einer guten Stunde zurück nach Ōsaka. HappyCow.com führt uns zu einem Inder, wo wir fein Znacht Essen und uns dank der Englisch-Kenntnisse des Gastgebers auch problemlos verständigen können.