Choreographie in Rosa

Wir sind zu früh dran und müssen etwas auf dem Perron warten, bis der Zug einfährt. Als sich die Türen öffnen und am Endbahnhof alle ausgestiegen sind, huschen Frauen in Pink mit grossen Taschen rein. Es wird geputzt! Zuerst werden die um 180° drehbaren Sitze in Fahrtrichtung ausgerichtet und die weissen Kopfschutz-Tücher entfernt. Dann werden Tische und Lehnen mit einem Tuch abgewischt und jeder (!) Sitz mit einem grossen Besen auf der Rücken- und Sitzfläche gereinigt, ein neues Kopfschutztuch festgemacht und abschliessend der Boden gewischt. Dann dürfen die Passagiere rein. Wir sind beeindruckt.

 

In Shin-Kobe müssen wir umsteigen. Nach etwa sechs Stunden Fahrt treffen wir in Hakata, dem Shinkasen-Bahnhof von Fukuoka ein. Weiter geht es mit der U-Bahn. Meine mit dem Bahnticket schon in der Schweiz gekaufte Suica Karte kommt wieder zum Einsatz. Blöderweise haben wir nur eine gekauft, da wir nicht kapiert hatten, dass man mit dieser Karte in vielen Städten den öffentlichen Nahverkehr nutzen kann ohne jedes Mal ein Ticket kaufen zu müssen. Das funktioniert an den Automaten auch ohne Japanisch-Kenntnisse zwar recht gut, aber man braucht halt immer Kleingeld und muss zuerst rausfinden wie hoch der Fahrpreis ist. Den Weg zu unserer via Airbnb gebuchten Unterkunft bei zwei jungen Franzosen, finden wir dank guter Beschreibung rasch. Erstmals bin ich in einem mit Tatami-Matten ausgestatten Zimmer. Bevor wir aber in unsere Futon-Betten kriechen, gehen wir Kirschblüten bestaunen. Zuerst in den kleinen Park nördlich unseres temporären Daheims, dann in den grossen Ohori Park. Wir kaufen uns einen auf dem Grill in Sojasauce marinierten Maiskolben bevor wir durch die Blütenpracht spazieren. Als die Dämmerung einsetzt, gehen wir weiter zum nächsten Park. Dort sind die Essensstände noch zahlreicher, die vegetarischen Optionen jedoch nicht. Unter den beleuchteten Bäumen sitzen trotz des Krachs der Generatoren viele Leute in kleinen und grösseren Gruppen auf Picknickdecken zusammen. Andere haben sich ruhigere Ecken im Park gesucht und sorgen selbst für Batterie betriebenes Licht. Überall dampft und raucht es. Von allen Seiten dringt Essensduft in unsere Nasen. Wir machen einen Abstecher zu den farbig beleuchteten Kirschblütenbäumen, die sich etwas oberhalb hinter dichtem Geäst vermuten lassen. Als wir den Eingang zum beleuchteten Paradies gefunden haben, verstehen wir allerdings nicht so ganz, was es heisst, dass 1 space 300 Yen kostet und 3 space 700 Yen. Wir stellen uns in die Schlange und bezahlen schliesslich 300 Yen für 1 spcae aber für zwei Personen und sind gespannt, was uns erwarten wird. Das Ticket wird uns beim Eingang abgenommen. Es handelt sich wohl um einmalige und dreimalige Eintritte. Oben erwarten uns neben einer Menschenschar grosse Kirschbäume in voller Blütenpracht, farbig beleuchtet und zu klassischer Musik inszeniert. Alles in allem etwas zu viel des Guten aber das Kirschblütendach erfüllt meine Erwartungen vollends.