Auch heute geht es holprig weiter. Der Talboden wird zusehends breiter und endlich tauchen sie in der Ferne auf, die Schneeberge, die 7000er des Hindukusch. Welch fantastischer Ausblick auf den Noshaq und den Tirich Mir. In der Ebene sind die Strassen besser, es geht vorbei an saftigen Wiesen, wo Esel, Kühe, Schafe und Ziegen weiden. Ein Mädchen hütet am Strassenrand sitzend eine Herde. Ihre Augen sind auf einem Tablett gerichtet. Was sie wohl macht? Lesen, spielen, lernen?
Vor Ishkoshim taucht überraschend ein kleines Hotel auf, das auf unserer Karte nicht verzeichnet ist. Auch die Ortschaft fehlt. Stimmen und Lachen dringen aus dem Garten. Wir nutzen diese willkommene Oase für eine Mittagspause, ziehen unsere Schuhe aus und lassen uns auf dem mit Teppichen ausgelegten Tapchan nieder. Wir bekommen Tee und es gibt Joghurt mit 15% Fett zu kaufen, das wir noch mit unserem Honig versüssen. Festmahl! In Ishkoshim führt wieder eine Brücke nach Afghanistan. Wir blicken hinüber und knipsen ein Foto. Samstags soll es einen Markt auf der Brücke geben, an welchem von beiden Seiten des Flusses Güter verkauft werden. So lange wollen wir nicht warten und schwingen uns wieder auf den Sattel und fahren in das kleine Städtchen, wo es sogar eine Ampel gibt. Brav halten wir an, als sie rot zeigt. Da es auch zwei Banken gibt, wollen wir Geld wechseln. Dabei scheitere ich aber kläglich. Es ist kurz nach vier Uhr, die Tür ist offen und es sitzt jemand am Schalter. Die Dame erklärt mir – meine ich jedenfalls zu verstehen – dass die Bank geschlossen ist und schickt mir zur nächsten Bank. Auch dort werde ich am Schalter abgewiesen, weil die Bank geschlossen ist. Beim Verlassen des Dorfes treffen wir auf zwei ältere Herren, der eine schenkt uns frisch geerntete Aprikosen, worauf der andere wegrennt und mit Äpfeln wiederkommt.
Wir finden einen Platz für unser Zelt anfangs eines Dorfes. Als wir es schon aufgestellt haben, kommen zwei Jungs und laden uns zu sich heim ein. Als wir das dankend ablehnen – auch heute steht das Zelt schon wieder – kommen sie mit Brot und Züggerli wieder. Diese herzliche Gastfreundschaft hier ist toll, revanchieren können wir uns lediglich mit unseren Postkarten mit Impressionen aus der Schweiz, die wir im Gepäck haben.