Wir brechen wieder frühzeitig auf. Den Zmorgen bekommen wir sogar in einer Box mit auf den Weg. Rabatt erhalten wir für das zweimalige Zimmerwechseln nicht. Einige Kilometer ausserhalb fahren wir an der Mülldeponie vorbei. Notdürftig abgesperrt mit Platten, wenigstens landet der Müll nicht im Fluss. An einem sonnigen Plätzchen rasten wir und kramen unsere Lunchbox mit Joghurt, Brot und Eiern hervor. Gefrühstückt wird auf dem warmen Felsen mit Blick auf Afghanistan. Die Strasse ist mehrheitlich nicht asphaltiert und in eher schlechtem Zustand. Bei einer kurzen Pause am Schatten braust ein Jeep mit einem aufgeladenen Tourenrad vorbei. Es sieht verdächtig nach dem Rad von Boris aus. Aber es geht zu schnell, wir können nicht erkennen, wer drinsitzt.
Bei der Abzweigung nach Garmchashma erstehen wir Cola und Fanta. Was für ein Genuss! Wir lassen die heissen Quellen links liegen. Es wäre sicher schön, aber mehrere hundert Höhenmeter hoch und am nächsten Tag wieder runter, macht keinen Sinn. Wir wollen weiter. Wir fahren beim Dorf Kukh-i-Lal vorbei, oben gäbe es Minen, wo der rote Lal abgebaut wird/wurde. Mit einem Auto würde man da nun kurz hochdüsen, mit dem Velo würde so ein Schlenker wieder einiges an Zeit und Schweiss kosten. Also lassen wir auch das bleiben. Ein Junge wirft einen kleineren Stein (wohl eher keinen Lal) nach mir, verfehlt mich und sprintet nach meiner und Philipps Schimpftirade davon. Eine Ausnahme - generell sind die Kinder herzlich und begrüssen uns fröhlich.
Im Dörfchen Sist führt uns ein Junge in das Geschäft seiner Mutter. Es gibt Tee und wir können Gurken, Fanta und Cola kaufen und beim Brunnen unsere Wasservorräte auffrischen. Der Bub begleitet uns auf seinem Mountainbike noch einige Kilometer. Wir treffen auf einen Engländer aus Norwich, der aus der Gegenrichtung kommt und schon älteren Jahrgangs ist. Gegen Ende des Tages beginnt sich das Tal zu weiten. Wir finden einen Biwak-Platz direkt am Fluss an einer seichten Stelle. Eine kleine Mauer und Büsche versperren die Sicht auf die Strasse. Doch es dauert nicht lange, da hüpfen zwei Männer über die Mauer und laden uns zu sich heim ein. Wir lehnen höflich dankend ab und erklären, dass unser Haus schon steht. Wir wollen nur rasch was kochen, essen und in die Schlafsäcke kriechen. Die beiden springen doch tatsächlich noch in den eisigen Fluss und machen einige Schwimmzüge. Wir schaffen es nur bis zu den Waden ins trübe Wasser. Lachend und winkend verabschieden sie sich.