Strassenbau

Da es nicht ganz so höckig an unserem Plätzchen ist, fahren wir wieder zeitig los. Vor sechs Uhr hat es angenehme 25°. Weiter führt der Weg der Schlucht entlang durch das grosse Tor direkt bei unserem Nachtlager. Nun sind wir im Bezirk des Vanj. Bevor wir den Fluss Vanj schliesslich erreichen, gibt es nochmals eine Passkontrolle. Es warten bereits andere Touristen dort: ein Jeep sowie ein Motorrad mit niederländischem Kennzeichen.

Direkt nach der Brücke hat es ein Restaurant mit einem Schwimmbecken. Aufgrund der Farbe des Wassers stammt es wohl direkt aus dem Vanj. Ein grosser Hund liegt schlafend im Schatten und ignoriert uns, wie schön! Bisher keine negativen Erlebnisse mit den Vierbeinern gehabt. Einige Trucker sind ebenfalls beim Tee, begrüssen uns freundlich und fragen, woher wir kommen. Zum zweiten Zmorgen gibt es Brot mit Ei, Salz und Ketchup sowie Tee. Die Kombination ist überraschend lecker. Danach machen wir uns an den nächsten Aufstieg – zum Glück bei schönster Aussicht auf das Vanj-Tal und bei besten Strassenbedingungen. Philipp kann oben die Aussicht geniessen. Er muss natürlich – wie immer – auf mich eine Weile warten. Trotz weniger Gepäck bin ich langsamer. Bei einem netten Restaurant an einer Quelle legen wir am Nachmittag eine weitere Pause ein. Wir teilen uns eine Wassermelone – nicht die erste auf dieser Reise. Aber die erste, die uns nicht so gut bekommt. Eine Stunde später hat die Wassermelone unseren Körper schon wieder verlassen. Ich fühle mich soweit ok, Philipp spürt immer noch ein Rumoren im Magen.

Die Strasse auf der anderen Flussseite ist inzwischen nicht mehr durchgehend. Da der Fluss sich auf jener Seite sich direkt an die senkrecht aufragende Felswand anschmiegt. Offensichtlich kein Hindernis, um hier entlang einen Weg zu errichten. Dieses Erlebnis gehört auch nach unserer Velotour zu den mit Abstand beeindruckendsten Momenten. Über dem rauschenden Strom arbeiten sich die Männer ohne jegliche Sicherung mit dem Presslufthammer vor. Wir schauen ihnen lange zu, winken. Sie winken zurück und strecken den Daumen hoch. Ob sich jemand das bei Niedrigwasser von der Tadschikischen Seite aus Planungsgründen anschaut? Es gibt mehrere Baustellen, die teilweise nur von oben irgendwie zugänglich sind. Wie lange die schon daran bauen? Wie werden die Bauarbeiter verköstigt? Ein Zelt weist darauf hin, dass sie auch dort übernachten. Wie lange dauern die Schichten? Fragen über Fragen.

Am späten Nachmittag fahren wir durch ein Dorf und finden ein Homestay, wo wir übernachten werden. Wir hören es noch aus der Ferne laut knallen. Nun haben sie offensichtlich gesprengt. Um Konversation zu betreiben, frage ich – unter einem grossen Aprikosenbaum stehend – was Aprikose auf Tadschikisch heisst und wie sie in ihrer lokalen Pamir Sprache dazu sagen (beides natürlich schon längstens wieder vergessen). Der Junge klettert sogleich auf den Baum und holt uns welche runter. Seinen kleinen Bruder schickt er, um die Aprikosen im kalten Quellwasser zu waschen. Ich denke mir: Aprikosen, frisch vom Baum, da kann ja nichts passieren. Sie sind auch sehr, sehr lecker! Frische Früchte – das kam etwas zu kurz in den letzten Tagen. Die ganze Konversation findet im Übrigen auf Englisch statt, der etwa 12-jährige Bub spricht ausgezeichnet Englisch! Zum Znacht bitten wir bloss um Kartoffeln und etwas Salat bestehend aus geschälten Gurken und Tomaten. Beides ist ausgezeichnet. 

Distanz: 56 km von Dara-i Pishkarv Zufluss nach Deh

rauf: 710 Höhenmeter

runter: 560 Höhenmeter

Temperatur: angenehm

Strasse: :-)

Highlights: Strassenbau auf afghanischer Seite