Neuer Zuckervorrat

Auch wenn es auf dem Khaburabot-Pass durchaus angenehm war, sind wir nun wieder unten auf 1300 m ü.M. So ist es hier auch wieder deutlich wärmer, weshalb wir wieder früh starten. Nun geht es los entlang des Panj. Häufig haben wir den Eindruck, auf der anderen Flussseite wirkt es organisierter und gepflegter. Die Bewässerungskanäle beginnen mehrfach weit oberhalb des Dorfes und viel Fläche wird landwirtschaftlich genutzt. Auf tadschikischer Seite ist es meist nur direkt um ein Dorf (mit einem Seitenfluss, der in den Panj mündet) grün. Darüber, davor und danach: grau.

 

Um neun fahren wir durch ein Dorf mit einem netten kleinen Restaurant direkt am Fluss. Tee-Pause! Der Herr fragt uns, ob wir Honig möchten. Wollen wir! Cola gibt es nun nicht mehr ständig zu kaufen und Zucker ist hier echt match-entscheidend. Wir einigen uns auf 100 gr. Er bringt uns diese in einem Schälchen. Wir versuchen verständlich zu machen, dass wir den Honig gerne mitnehmen möchten. Er scheint verstanden zu haben, verschwindet wieder, kommt mit Brot. Nochmals versuche ich zu erklären, was wir wollen (bessere Russischkenntnisse wären ECHT nützlich). Er geht rein und streckt uns freudestrahlend eine PET-Flasche voll Honig mit 1 kg... Ich frage nach einer kleineren Flasche. Er kommt mit einer Waage wieder. Ich gebe auf. Statt einer dritten Wasserflasche am Rahmen, habe ich ein Kilo Honig dabei. Beim Verlassen der kühlen Oase hat uns Boris eingeholt. Aber auch er macht eine Pause, wir fahren weiter. Gegen 15 Uhr, rund 30 km weiter, sind wir wieder gleich weit und alle brauchen eine Pause. Wir kaufen erst Getränke in einem Dorf, das Restaurant scheint nicht geöffnet zu sein. Es gibt einen grossen Schatten spendenden Baum, daneben angelegt stufenartige Terrassen mit Tischen und einem kleinen Wasserkanal mit Frischwasser. In russischer Zeit war das hier bestimmt mal sehr nett, inzwischen aber etwas vernachlässigt. Einige Jungs aus dem Dorf organisieren Stühle, setzen sich an einen einbetonierten Metalltisch und spielen Karten. Wir setzen uns auf eine Treppe, wo wir etwa eine Stunde verweilen. Während dieser Zeit machen auch ein Jeep mit zwei Neuseeländern und einem Engländer, sowie ein französischer Fotograf eine Pause. Sein Projekt: Schneeleoparden! Der Platz unter dem Baum fungiert als Parkplatz – in den Autos wird es ja schliesslich auch heiss. Dann halten auch noch weitere Leute an, alle stehen rum – dass die Bewohner dieses Ortes das Potenzial nicht erkennen, während der Touristensaison hier etwas Nettes draus zu machen, ist mir schleierhaft. Einzig ein junger Mann mit einem kleinen Geschäft nebenan ist auf die Idee gekommen, die Getränke in den kleinen Bach zu stellen und direkt am Platz zu verkaufen. Schlau!

 

Boris legt sich in den Schatten, wir fahren weiter. Am Ortsausgang gibt es ein Restaurant, aber da wir eben erst wieder angefangen hatten in die Pedale zu treten, wollen wir noch weiter. Zwei Tourenräder stehen beim Restaurant und wir sehen zwei Radfahrer – wie wir einige Tage später erfahren, zwei (fast) pensionierte aus Dänemark – auf diesen gemütlichen Hochbetten sitzen/liegen. So was hatten wir für unsere Zwischenpause gesucht. Das wäre wahrscheinlich bequemer gewesen! 

Auf der anderen Flussseite ist die Strasse nun nicht mehr durchgehend. Wir sehen auch einen Bagger, der auf einem Wegabschnitt beidseitig durch Steinschlag gefangen ist. Bei starkem Niederschlag will man hier nicht durchfahren. Gemäss Karte hat es auf den nächsten Kilometern zwar keine Ortschaften, aber wir hofften einen Biwak-Platz zu finden, wo ein Seitenfluss in den Panj mündet. Auf den nächsten Kilometern ist die Strasse nun echt mühsam. Auf der einen Seite geht es hoch, auf der anderen Seite steil runter zum rauschenden, braunen Fluss. An besagter Stelle finden wir einen Platz für unser Zelt, aber es ist nicht ganz so optimal. Immerhin scheint das Häuschen schon länger zu stehen und schaut noch unversehrt aus. Wir sind also vor Steinschlag geschützt. Wir schreiben Boris, er solle oben biwakieren oder am besten gleich beim Restaurant/Homestay am Ende des Dorfes bleiben. Es gibt zahlreiche Stromschnellen an dieser Stelle, deshalb hört sich an, als sei man direkt neben einem Wasserfall. Inzwischen ist es schon sechs Uhr, ich bin müde und mag nicht mehr weiter. Zudem sieht es gemäss Karte nicht danach aus, als ob sich die Biwak-Situation in Kürze ändern wird. Wir bleiben. Dafür haben wir einen bequemen Tisch zum Essen und da es auch bald dunkel wird, wird wohl auch nicht mehr jedes vorbeifahrende Auto zur Begrüssung hupen. Trotz des Lärms habe ich wunderbar geschlafen, Philipp weniger, er macht sich Sorgen wegen unseres Gepäcks. Ich habe eher den Eindruck, dass man hier recht sorglos das voll beladene Rad irgendwo abstellen und Stunden später wiederkommen könnte und es wäre noch alles da.

Distanz: 70 km von Qal'ai Khum nach Dara-i Pishkarv Zufluss

rauf: 790 Höhenmeter

runter: 560 Höhenmeter

Temperatur: angenehm

Strasse: weniger angenehm

Highlights: Bewässerung